Review zu Nier: Automata – 2B or not to be? (2024)

Nier: Automata sollte es eigentlich gar nicht geben. Wegen durchschnittlichem Gameplay und einer schon damals angestaubten Technik war Teil Eins ein Flop. Dabei steckt hinter dem biederen-anmutenden Spiel deutlich mehr.

Das haben auch die Fans erkannt und verhalfen Nier in kurzer Zeit zum Kultstatus. Nun steht mit Automata der erste Nachfolger in den Startlöchern. Der soll Veteranen und Neulinge gleichermaßen ansprechen und alle Fehler des Erstlings ausmerzen. Ob das gut geht?

Diese Geschichte begeistert auf allen Ebenen

Im Jahre 11.945 sieht es auf der Erde nicht allzu rosig aus. Die Menschheit hat sich schon vor tausenden Jahren auf den Mond zurückgezogen, weil Aliens den Planeten platt machten. Die Außerirdischen haben Maschinenwesen auf der Oberfläche zurückgelassen, damit unsere Spezies nie mehr dorthin zurückkann.

Natürlich lassen sich das die Menschen nicht gefallen und schicken Androiden auf die Erde. Die sollen das Gebiet stellvertretend für sie zurückerobern. Die Crème de la Crème dieser künstlichen Personen ist der YorHa-Kampftrupp. Ihr übernehmt die Kontrolle über die Einheit 2B und erlebt den Krieg in einer offenen Spielwelt.

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Was sich wie der Start eines leicht abgedrehten, aber trotzdem sehr einfachen Krieges zwischen Gut und Böse liest, offenbart sich Stück für Stück als eine der aktuell besten und spannendsten Geschichten. Genau wie im ersten Nier steckt hinter der simplen Ausgangssituation viel mehr, als man auf dem ersten Blick vermuten würde.

Denn die feindlichen Roboter sind scheinbar nicht nur willenlose Tötungsmaschinen. Entwickeln sie vielleicht ein Bewusstsein und eigene Empfindungen? Wo beginnt echtes Leben und was ist keines? Nier: Automata schafft es, die packende Handlung mit ethischen und moralischen Fragen zu spicken.

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Die Sache mit den verschiedenen Enden

Zusätzlich erzählt das Spiel seine Story auf eine kreative Art und Weise. Wie in den Drakengard-Titeln oder dem ersten Nier ist das Erlebnis nach dem Abspann nicht vorbei. Es gibt insgesamt 26 unterschiedliche Enden, von denen aber nur die ersten fünf für die Meisten interessant sein dürften. Die restlichen Ausgänge sind eher als Witz gedacht. Etwa wenn ihr etwas Giftiges esst und sofort sterbt.

Die fünf ersten Enden ergänzen sich hingegen zu einer großen Geschichte. Damit ihr nicht immer das Gleiche erlebt, erzählt Nier: Automata sogar ab dem dritten Durchlauf eine neue Geschichte, die an des Ende anknüpft. Trotzdem gibt es vor allem in der zweiten Runde einige Hänger, weil sich die meisten Missionen und Handlungselemente überschneiden und wiederholen.

Durch diese anfangs verwirrende Erzählweise baut das Spiel viele Mysterien auf, die das Spiel allesamt befriedigend beantwortet. Neueinsteiger dürften keine Probleme haben der Handlung zu folgen, auch wenn sie sich mit Begriffen wie Replikant aus dem Vorgänger schwertun könnten.

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Ein Hauch von Dark Souls

Bereits nach wenigen Minuten im eigentlichen Spiel macht sich die Expertise des Studios Platinum Games bemerkbar. Der Entwickler von Action-Hits wie Bayonetta und Metal Gear Rising: Revengeance hat es geschafft die Essenz von Nier einzufangen und trotzdem eine eigene Note zu hinterlassen – vor allem in den Kämpfen.

Denn hier habt ihr es mit einem waschechten Action-Titel zu tun. Mit einem schwachen, einem starken Angriff und einer herumballernden Drohne schnetzelt und schießt ihr euch kinderleicht durch Gegnerhorden. Auf Knopfdruck weicht ihr den Attacken der Feinde aus. Mit dem richtigen Timing könnt ihr einen starken Konter vom Stapel lassen.

Die Kämpfe sind wegen der wenigen Tasten sehr zugänglich, aber eben auch nicht anspruchslos. Die Tiefe eines Bayonetta erreicht Nier: Automata aber nie, weil es nicht besonders viele Kombos gibt. Auch die Gegner sind nicht grade die hellsten und beschränken sich auf ihre leicht durchschaubaren Angriffsmuster. Gefährlich werden sie meist nur durch schiere Masse oder in Form von starken und ausdauernden Bossgegnern.

Wenn ihr ins Gras beißt, werdet ihr übrigens nicht wiederbelebt. Euer Bewusstsein pflanzt sich in einen neuen Androidenkörper. Der alte liegt noch am Ort eures Ablebens. Wie in Dark Souls müsst ihr den bergen, wenn ihr eure Erfahrungspunkte wiederhaben möchtet. Level oder Items verliert ihr aber nicht. Alternativ belebt ihr die Hülle und habt kurzzeitig einen neuen Begleiter.

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Ansichtssache

Nier: Automata spielt immer wieder mit seiner Perspektive und damit auch mit seinem Genre. Gleich zum Start fliegt ihr per Flugzeug zur Erde und schaut von oben zu. Dann bekommt ihr plötzlich die Kontrolle über euren Flieger, was sich wie ein klassisches Shoot 'em Up steuert.

Keine fünf Minuten später wird Nier ein Twin Stick Shooter. Dieses Mittel setzt das Spiel immer wieder ein, auch am Boden. Hier fährt die Kamera zur Seite und macht aus dem Action-Spiel ein Jump 'n' Run. Dieses Element kommt dem Spiel sehr zugute, denn es lockert die Kämpfe angenehm auf. Gerade in einer offenen Welt eine willkommene Abwechslung.

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Das Rollenspiel in NieR: Automata

Apropos offene Welt, Nier: Automata ist auch ein Rollenspiel. Dementsprechend könnt ihr allerhand neue Waffen sammeln, die ihr wiederum in Waffensets zusammenstellt, um neue Angriffsmöglichkeiten zu entwickeln.

Wenn ihr einen Kampfhandschuh und ein großes Breitschwert habt, könnt ihr zum Beispiel den Fäustling wie mit einem Baseballschläger auf Gegner schmettern. Durch die Wahl der Waffen bietet euch das Spiel so doch noch ein paar Angriffsoptionen mehr.

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Für erledigte Feinde hagelt es Erfahrungspunkte und ihr steigt im Level auf. So weit, so Rollenspiel-typisch. Allerdings dürft ihr eure Figur nicht bei jedem dieser Aufstiege verbessern. Nier: Automata hat das System den Androiden angepasst: Ihr habt einen Speicher, den ihr mit Chips ausrüstet.

Diese Chips machen Angriffe stärker, oder die Verteidigung besser. Selbst Anzeigen wie Lebensbalken oder Minimap sind Plugins. Wenn ihr auf solche Informationen keinen Wert legt, könnt ihr sie entfernen und den freien Speicher für mehr Angriffskraft nutzen. Den Platz für die Chips erweitert ihr bei Händlern und nicht automatisch beim Levelaufstieg.

Selbst der Schwierigkeitsgrad wird teilweise über die Chips geregelt. Wenn ihr zum Beispiel auf der leichtesten Stufe spielt, dürft ihr Auto-Funktionen aktivieren. Heldin 2B greift dann automatisch an, oder weicht selbstständig aus. Das benötigt aber auch ordentlich Speicher. Das System ist nicht das anspruchsvollste, aber es motiviert. Denn die Jagd nach der besten Konfiguration ist dank zahlreicher Plugins immer im vollen Gange.

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Melancholie trifft Ideenlosigkeit

Wenn ihr nicht grade kämpft, reist ihr durch die wunderbar gestaltete Welt. Anders als vorab vermutet ist diese nicht zu groß geraten und strotzt nur so vor Abwechslung. Ihr bereist eine Wüste, eine von der Natur zurückeroberte Stadt, eine Burg und sogar einen Vergnügungspark.

In der Welt sind zudem immer mal wieder kleine Geheimnisse versteckt. So könnt ihr zum Beispiel in einer Ruine einen Schrein mit einem neuen Schwert finden. Trotzdem ist Nier: Automata nicht auf klassische Erkundung ausgelegt. Das liegt vor allem an den Items, die alle ausnahmslos als orangener Leuchtkegel angezeigt werden. Gezielt nach etwas zu suchen, ist durch die optische Austauschbarkeit nahezu unmöglich.

Vielmehr durchstreift ihr die Welt auf der Suche nach Nebenmissionen. Denn genau wie im ersten Nier erzählen diese sehr interessante Geschichten. Wie etwa die Story über die Soldatin, die ihre eigenen Kameraden umgebracht hat. Oder den Mann, der aus Schrott seine eigene Familie zusammenbaut. Nier: Automata ist voll von solchen traurigen Schicksalen und erweitert so die melancholische Atmosphäre.

Nur schade, dass diese Aufträge Gameplay-technisch sehr ideenlos sind. Lauft dorthin, sammelt zehn davon ein, erledigt diesen Feind – mehr dürft ihr nicht erwarten. Dass ihr die Aufträge trotzdem gerne machen werdet, liegt an der perfekt designten Welt, dem Story-Überbau und dem spaßigen Gameplay. Die kompensieren den Makel ohne Mühe.

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Die Musik macht’s

Auch die Grafik ist ein zweischneidiges Schwert. Während Effekte, Figuren und Animationen auf absoluten Topniveau sind, fällt die Landschaft deutlich ab. Zwar sind die Gebiete stilsicher und haben einen hohen Wiedererkennungswert. Aber leichtes Kantenflimmern, Nachladen und gelegentliche Ruckler trüben das Bild. Auch wenn letztere bei uns nie im Kampf, sondern beim Erkunden aufgetreten sind.

In einem Punkt ist Nier: Automata aber genau wie der Vorgänger über alle Zweifel erhaben. Die musikalische Untermalung ist ein Ohrenschmaus. Die Melodien charakterisieren Orte im Alleingang und machen aus den Geschichten und dem Design erst den Ort, zu dem ihr immer wieder zurückkehren wollt.

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Nier Automata ist einzigartig. Grafisch bleibt das Spiel von Platinum Games hinter Titeln wie Horizon: Zero Dawn zurück, setzt sich spielerisch aber deutlich ab. Nier ist mehr als ein Action-Rollenspiel. Es ist ein Hack and Slay, ein Top-Down-Shooter, ein Twin-Stick-Shooter und ein Action-Advneture. Platinum Games vereint verschiedene Genres und schickt die Hauptfigur 2B von einer Herausforderung zur Nächsten. Währenddessen schlüsselt Platinum Games die Geschichte Stück für Stück auf. Um sie völlig zu verstehen reicht es aber nicht, das Abenteuer einmal zu beenden. Es gibt mehrere Enden, die auf euch warten und mit jedem Durchgang erhaltet ihr neue Fähigkeiten, die Nier Automata interessant halten. Im März erscheinen viele große Titel und mit der Switch sogar eine neue Hardware, aber Nier Automata ist so speziell und einzigartig, dass dieses Spiel auf jeden Fall eure Aufmerksamkeit verdient hat.

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Nier: Automata erreicht so gut wie alles was es will. Zwarist das Missionsdesign nicht das Beste, auch die Grafik ist in der offenen Weltnicht immer die Schönste und die verschiedenen Enden sorgen für einige unnötigeWiederholungen. Aber das Spiel geht eben keine Kompromisse ein. Denn Figurenund Animationen sind ohne jeden Zweifel erhaben, die Kämpfe machen einfach nurSpaß und der Perspektivwechsel sorgt für viel Auflockerung in der offenen Welt. Im Zusammenspiel mit der unvergesslichen Musik und dertiefgründigen und spannenden Geschichte schafft es Nier: Automata genau wiesein Vorgänger etwas Einzigartiges in der Masse der Videospiele zu sein. Eswird wegen seinem Stil und der japanischen Machart nicht jedem gefallen. Aberes ist anders und besonders. Jeder Action-Fan darf sich dieses Meistwerk nichtentgehen lassen.

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Author: Eusebia Nader

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